Sollte SRF nun Facebook verlassen?

Seit Jahren finanzieren öffentlich-rechtliche Sender den Ausbau ihrer Socialmedia Reichweite mit Gebührengeldern und führen Facebook Millionen von Nutzerdaten ihrer Zuschauer zu, über deren Verwendung niemand weiss wie diese genau und vor allem von wem sie genutzt werden. Ist es nun Zeit für den Rückzug?

Sollte SRF nun Facebook verlassen?

Seit Wochen befassen sich die Medien mit dem Facebook-Skandal. An vorderster Front berichten die öffentlich-rechtlichen Sender SRF, ARD, ZDF und ORF fast täglich in ihren Nachrichten Formaten über den Daten- und Vertrauensmissbrauch. Obwohl inzwischen klar ist, dass Userdaten missbraucht werden, füttern die gleichen Sender Facebook fröhlich weiter mit gebührenfinanziertem Content und führen Facebook täglich neue User nur schon dadurch zu, dass sie in ihren Sendungen auf weiterführende Berichte auf Facebook hinweisen.

Keine Gebührengelder für Facebook

Hans-Peter Labonte, Chairman des deutschen Fachverband Rundfunk- und Breitband Kommunikation FRK, hat nun genug und findet deutliche Worte: «Wenn selbst das Facebook Management nicht genau weiss, welche Daten von Cambridge Analytica gesammelt wurden, müsste dies ein Alarmsignal für die öffentlich-rechtlichen Sender sein. Es ist nicht akzeptabel, dass Facebook noch länger mit Gebührengeldern unterstützt wird und Zuschauer den Missbrauch ihrer eigenen Daten mitfinanzieren.»

Sofortiger Rückzug aus Facebook gefordert

FRK verlangt von ARD und ZDF den sofortigen Rückzug aus Facebook. Gleiche Stimmen werden inzwischen auch in Österreich und der Schweiz laut. Die SRG gibt gemäss Bundeskanzlei jährlich knapp 60 Millionen Schweizerfranken für ihre Online und Socialmedia Präsenz aus. Dabei wurden die internen Personalkosten für die Erstellung des Contents noch nicht mal berücksichtigt. Der Gesamtbetrag dürfte um ein Vielfaches höher sein.

SRF muss umdenken

Im Zuge der SRF Sparmassnahmen und der Diskussion über die Schärfung des Service Public, wäre ein Rückzug der SRG aus Facebook nur konsequent. Facebook hat nicht nur Daten, sondern vor allem das Vertrauen vieler Nutzer verloren. Es wird nun Zeit, dass auch die Verantwortlichen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern konsequent handeln.

P.S.: Wie jüngste Marktforschungsergebnisse zeigen, wird die Tagesreichweite von Facebook meist deutlich überschätzt - sie liegt im Schweizer Durchschnitt nicht bei oft genannten 45% oder gar 75% sondern liegt bei nur knapp 28%. Bemerkenswert - die FB Nutzung ist bei den Jungen in den letzten 3 Jahren um 50% gesunken.

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Über den Autor:

Sandro Prezzi

Sandro Prezzi

Experte für Media, Digitalisierung und Integrierte Kommunikation.

Seit 2007 kommentiert Sandro Prezzi Entwicklungen, Trends und News der Schweizer Werbewirtschaft. Seine Hauptthemen sind Media, Integrierte Kommunikation, Medien-Forschung, Digitalisierung und Online Marketing.

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Kontakt: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

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