TV Quoten ab 18. Frebruar - sollen Kunden nun TV Rechnungen nicht bezahlen?

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Die Quoten-Posse geht weiter. Mediapulse verspricht Daten bis spätestens 24. Februar zu veröffentlichen.TV-Macher sind sauer und Media-Experte Lehmann rät Kunden sogar die TV-Rechnungen nicht mehr zu bezahlen.

TV Quoten ab 18. Frebruar - sollen Kunden nun TV Rechnungen nicht bezahlen?

In der letzten Pressemitteilung verspricht Mediapulse die Daten nun in der Woche vom 18. Februar (also bis spätestens 24. Februar 2013) zu publizieren. VR-Präsident Marco de Stoppani entschuldigt sich für die Vorfälle und versichert, dass die Verzögerung der Daten nicht auf Druck des Schweizer Fernsehens wegen befürchteter Quotenverlusten erfolgt sei (SonntagsBlick, 3.2.13). Dem Vernehmen nach wird es zwar kleine Verschiebungen der Quote zu den privaten Sendern geben. Für SRF seien die Veränderungen jedoch "nicht dramatisch".

Da sich SRF und die privaten Sender nie einigen konnten, welches nun die massgebliche Vergleichs-Zielgruppe ist, misst auch hier jeder mit der Zielgruppe, welche ihm die besten Voraussetzung für eine hohe Rangierung verspricht. Wie daramatisch die Verschiebungen z.B. in den von den privaten TV-Sendern (und vielen Marketingverantwortlichen) bevorzugten eher jüngeren Zielgruppen (z.B. 20-45) sind, kann also Ende Februar jeder selber nachsehen - wir werden bestimmt darüber berichten.

TV-Rechnungen nicht zu bezahlen ist keine gute Idee

Der Vorschlag von Andi Lehmann (ex CEO Aegis Media), die TV-Werberechnungen erst bei Verfügbarkeit der Zuschauerzahlen zu bezahlen, ist den TV-Werbe-Kunden jedoch nicht zu empfehlen. TV-Kunden bestellen eine Anzahl Sekunden, welche in den ausgewählten Werbeblocks ausgestrahlt werden. Der Preis pro Sekunde ist pro Werbeblock unterschiedlich und wird vom TV-Sender aufgrund der Leistungsprognose festgesetzt. Gebucht wird aber nicht in Form von Leistung (also eine erwartetete Anzahl Zuschauer) sondern die Sekunden in den ausgesuchten Werbeblöcken. Sofern die TV-Spots zum geplanten Zeitpunkt ausgestrahlt wurden, erhält der Kunde ein entsprechende Rechnung. Nur die Nichtausstrahlung der Spots würde gegebenenfalls zu Abzügen berechtigen. Das Fehlen von Zuschauerzahlen, also dem Leistungsnachweis, hat damit nichts zu tun, er wird für Preis-Leistungsvergleiche und allfällig vereinbarte Leistungsgarantien herbeigezogen. Somit können allfällige Abweichungen zu den geplanten und allfällig garantierten Mindestleistungen erst nach Publikation der Mediapulse-Daten eruriert werden. Damit werden sich auch potentielle Gutschriften um mehr als einen Monat verzögern - mehr nicht. Wer seine Januar TV-Rechnungen (sofern er bereits in deren Besitz ist) nicht begleicht, riskiert seine laufenden TV-Werbekampagnen - welche dann von den Sendern ausgesetzt werden könnten - zudem bestraft er die Falschen - die TV-Sender haben "geliefert" - also den TV-Spot ausgestrahlt.

So komplex ist die Schweiz nun auch nicht

Abschliessend sein noch folgende Bemerkung erlaubt: die Erklärung, die Schweiz mit ihren speziellen TV-Strukturen überfordere das weltweit eingesetzte Kantar-Messsystem scheint nicht sehr glaubhaft. Wir gehen gern davon aus, dass unsere geliebte Schweiz sooo einzigartig und speziell sei. Dabei vergessen wir, dass es auch woanders sehr komplexe kulturelle Gemeinschaften gibt - zum Beispiel in Indien, wo das Kantar System erfolgreich läuft. In Indien werden nicht nur 3 bzw. 4 Sprachen gesprochen (und am TV gemessen): Hindi, Urdu, Punjabi, Marathi, Gujarati, Sindhi, Santali, Bengali, Oriya, Telugu, Santali, Telugu, Tamil, Kannada, Malayam und Kashmiri - um nur die offiziell anerkannten zu nennen sind doch einiges komplexer als die CH-Realität. Was verwundert, ist dass dieser wichige Systemwechsel mit nur einem Monat Paralellbetrieb (im Dezember 2012) vollzogen wurde - und im Testmonat Dezember hat anscheinend "alles wunderbar und reibungslos" funktioniert. Natürlich kosten solche Paralellbetriebe viel Geld (ca. CHF 1 Mio pro Monat gemäss Aussagen von Mediapulse) - wären nun aber goldwert. Bei einem Marktvollumen von jährlich mehr als 1.5 Milliarden Franken Bruttoumsatz wäre diese Million im Januar 2013 wohl gut angelegt gewesen....

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Über den Autor:

Sandro Prezzi

Sandro Prezzi

Experte für Media, Digitalisierung und Integrierte Kommunikation.

Seit 2007 kommentiert Sandro Prezzi Entwicklungen, Trends und News der Schweizer Werbewirtschaft. Seine Hauptthemen sind Media, Integrierte Kommunikation, Medien-Forschung, Digitalisierung und Online Marketing.

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Kontakt: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

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