Wo sind all die Anzeigen Profis hin?

In letzter Zeit fallen uns immer mehr fragwürdige Beispiele von Anzeigengestaltung auf. Zuletzt Nespresso und Reisebüro Mittelthurgau.

nespressoteaser1bAufgefallen: NZZ am Sonntag, 28. Juni 2015. Nespresso kündigt mit einer Reklameanzeige auf der Titelseite "News" auf Seite 2 an. Bereits hier fragt man sich, wozu diese Ankündigung? Wird wohl kaum jemand die Zeitung "undurchgeblättert" wieder weglegen. Die Seite 2 hat somit ein sehr hohe Chance gesehen zu werden (eine Ankündigung für eine Anzeige auf Seite 8 oder 16 hätten wir ja noch verstanden). Okay aber dann MUSS die News ja extrem weltbewegend, ja bahnbrechend sein und mit Sicherheit grossen Einfluss auf unser tägliches Kaffe-Verhalten haben. Das nehmen wir zumindest beim Umblättern an.

Doch weit gefehlt. Nespresso teilt uns ziemlich trocken mit, dass ein vermeintlich guter Morgen mit einem Nespresso beginnt.

nespresso aufloserIrgendwie hätten wir hier nach einer solchen Ankündigung mehr erwartet. Aber das? 

Randbemerkung zur kreativen Umsetzung. Liebe Nespresso Werber - trinkt ihr auch, wenigstens ab und zu, einen Nespresso Kaffe oder seid ihr überzeugte Tee Trinker? Schon mal einen Cappucino oder Macchiato selber gemacht (oder wer hat den diesen wunderschönen auf dem Foto gezaubert?). Bei beiden Anwendungen werden jeweils neben Milch ein Espresso genutzt, also die "Kurzen". Die im Text erwähnten Lunghi kommen hier nicht zum Zug. Wir sind etwas verwirrt. Bild und Text ist hier nicht im Einklang.

Overall: die Ankündigung könnte man auch weglassen - sie ist nicht nur überflüssig, sondern provoziert Erwartungen, welche dann nicht erfüllt werden. Schlecht. Dass Bild und Wort nicht die gleiche Botschaft senden, fällt nur den Qualitätsbewussten Kaffeliebhabern auf. 

Zum zweiten Beispiel müssen wir nur eine Seite umblättern und stossen auf eine extrem grosszügig platzierte Anzeige des Reisebüro Mittelthurgau:

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Wir wundern uns, warum diese Anzeige in der Zeitungsseite zentriert wurde? Geplant und gewollt kann das wohl nicht sein. Oder was möchte uns der Inserent damit mitteilen? Früher, also noch Offset-Filme physisch vom Lithographen zur Druckerei gebracht wurden, konnte sowas schonmal vorkommen, aber auch nur, wenn der Werbeassi einen Fehler im Produktionsplan versteckt und der Lithograph grad nicht aufgepasst hatten. Aber heute? Im digitalen Zeitalter der hochauflösenden PDFs, wo man ohne weiteres auch skalieren kann? 

Dies sind nur zwei von vielen weiteren Beispielen, die uns in letzter Zeit auffallen. In einer Zeit, in der immernoch über 40% der Werbeausgaben in Printerzeugnisse fliessen, wäre mehr Sorgfalt und Aufmerksamkeit angesagt. Ob das Defizit an der überproportionalen Aufmerksamkeit welche digitale und soziale Medien erhalten liegt, ist reine Spekulation.

Wir bleiben weiter dran.

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Über den Autor:

Sandro Prezzi

Sandro Prezzi

Experte für Media, Digitalisierung und Integrierte Kommunikation.

Seit 2007 kommentiert Sandro Prezzi Entwicklungen, Trends und News der Schweizer Werbewirtschaft. Seine Hauptthemen sind Media, Integrierte Kommunikation, Medien-Forschung, Digitalisierung und Online Marketing.

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Kontakt: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

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