Fragwürdige SRG Social Media Strategie
Täglich rufen SRG Medien ihre Nutzer auf, ausländische Medien wie Facebook, Twitter und Youtube zu nutzen, statt diese Interaktion auf ihren eigenen Plattformen zu fördern. Tönt merkwürdig – ist es auch.

Bei der Nutzung der SRG Medien fällt auf, dass Moderatoren die Zuschauer und Zuhörer aufrufen, Facebook, Twitter oder Youtube zu nutzen, um sich zusätzliche Informationen zu holen, mit zu diskutieren oder ganz einfach im Fall von SRF3, Kurzvideos oder Bilder anzuschauen und zu kommentieren. Die SRF Digital Redaktion streamt ihre Spieletest live auf Youtube. Sie wurde kritisiert, weil sie auch nicht jugendfreie, gewaltverherrlichende Spiele dort testet und ohne Altersbeschränkung verfügbar macht.
Ist die Digital Strategie der SRG zielführend?
Im Zuge der Digital Transformation der Medien macht es Sinn, als Medienunternehmen seine Verbreitungsstrategie neu zu überdenken. Digitale Vertriebskanäle, sogenannte Vektoren, müssen neu berücksichtigt werden. Die weit verbreitete Nutzung von Smartphones, Tablets und des Internets insgesamt, haben die Nutzungsgewohnheiten der Menschen verändert. Doch wie weit muss man hierbei gehen? Es stellt sich die Huhn-Ei-Frage.
Digitale Vektoren ja, aber
Die SRG hat eine an sich klare Strategie. Sie will ihre gebührenfinanzierten Beiträge den Schweizern möglichst überall nahebringen, wo auch immer sich diese bewegen. Ob das dem politischen Auftrag entspricht, streiten sich die Politiker in der Service Public Diskussion.
Fazit, die SRF Medien nutzen sämtliche Vektoren, also auch ausländische Plattformen wie Facebook, Twitter und Youtoube, um ihren Content zu verbreiten. «Wenn die Menschen Facebook nutzen, dann bringen wir unsere Beiträge halt zu ihnen» hört man aus SRF Kreisen. Ja klar, aber gebührenfinanzierten SRF Content generiert auf den ausländischen Medienplattformen auch beträchtliche Werbeeinnahmen, welche vollumfänglich ins Ausland abfliessen. Das ist nicht die Aufgabe der SRF. Schweizer Medien würden sich über solche Gratiswerbung freuen. (In eigener Sache: liebes SRF, Gratiswerbung für Mediabeobachter.ch nehmen wir auch gerne an. Danke)
SRF als Silicon Valley Promotor mit Kanibalisierungs-Risiko
Weit über das Ziel der Verbreitung von Content geht aber der regelmässige Aufruf an die eigenen Hörer oder Zuschauer, Plattformen wie Facebook, Twitter oder Youtube zu nutzen. Damit fördert SRF nicht nur aktiv die ausländische Konkurrenz der Schweizer Medienhäuser, sondern geht auch ein grosses Kanibalisierungs-Risiko ein. SRF füttert die ausländische Medien nicht nur mit gebührenfinanziertem Qualitätskontent, sondern kauft auch Reichweite bei Facebook.
Dies wirkt dann schizophren, wenn SRF, wie z.B. beim Abstimmungs-Chatbot Beitrag geschehen, nicht nur den Beitrag auf Facebook stellt, sondern diesen noch zusätzlich bewirbt, also Geld an Facebook zahlt, um eine höhere Reichweite zu gewährleisten. Budget, welches via Gebühren und Schweizer Werbeeinnahmen finanziert wird, geht also direkt an Facebook. Das war wohl nicht Sinn der Billag Gebühren. Es ist auch nicht nötig. Die SRG verfügt selbst über die Infrastruktur und Online-Plattformen, um Kommentare und Diskussionen mit und unter ihren Nutzern zu ermöglichen. Sie nutzt sie einfach zu wenig bzw. kommuniziert diese Möglichkeit schon gar nicht.
Neutrale Strategie notwendig
Selbstverständlich hat sich die SRG, bzw. SRF Expertenhilfe für ihre Social Media Strategie geholt. Wer aber den Bock zum Gärtner macht, muss sich über Kahlfrass nicht beklagen. Es mangelt offensichtlich an Strategie-Kompetenz, Weitsicht und am umfassenden strategischen Verständnis der Medienlandschaft Schweiz und der Zusammenhänge und Effekte der Digitalisierung. Es reicht nicht, Social Media Experten anzuhören. Wenn Sie eine Ernährungsberatung wünschen, fragen sie auch nicht den Metzger, Bäcker oder Weinhändler um Rat. Oder?