Wenn italienische Pasta irgendwie nach Feta schmeckt

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Auch Barilla wirbt nun mit Roger Federer. Im neusten TV Spot unterweist Küchenchef Davide Oldani Roger Federer in der meisterlichen Zubereitung von Pasta. Die gekonnte Inszenierung wird einzig durch die seltsame Musikwahl getrübt. Der Spot tönt wie Feta Werbung.

Wenn italienische Pasta irgendwie nach Feta schmeckt

Mit Roger Federer gelingt einfach alles. Sollte man meinen. Das dachten sich wohl auch Guido, Luca und Paolo Barilla, als ihnen ihr CEO Claudio Colzani und CMO Carlo Mereghetti den Werbespot der Werbeagentur 72andSunny Amsterdam zeigten. Leider war an diesem Tag irgendwas mit der Lautsprecheranlage im Sitzungszimmer nicht in Ordnung. Man konnte den Spot nur sehen, nicht hören. Trotzdem waren alle begeistert. Der Spot bekam die Freigabe der Barilla Führung.


Ja ich gebe zu, die beschriebene Situation ist erfunden, reine Fiktion. Aber anders lässt sich die Kundenfreigabe für diesen Spot nicht erklären. Wer kombiniert die italienischste aller Pasta mit dem Inbegriff für Griechenland, dem Sirtaki bzw. «Zorbas Dance»? Seit Antony Quinn 1965 als Hauptdarsteller in «Zorba The Greek» den Sirtaki tanzte, gilt diese Melodie und der Tanz als Inbegriff der griechischen Lebensfreude. Der Film brach nicht nur zahlreiche Kassenrekorde, sondern wurde für 7 Oscars nominiert, hat 3 Oscars kassiert und hat unter anderem auch den Golden Globe für die beste Filmmusik bekommen.

Schweiz – Italien – Griechenland?

Die Analogie Roger als Grand Master des Tennis und Barilla als Meister der italienischen Pasta ist nachvollziehbar. Was sich die niederländische Werbeagentur 72andSunny Amsterdam unter der Leitung der beiden Executive Creative Direktoren Carlo Cavallone und Stuart Harkness und ihrem Team dabei gedacht haben, diesen Schweiz-Italien Schulterschluss mit griechischer Musik zu untermalen, ist nicht bekannt. Für den Film zeichnet BRW Filmland unter der Regie von Mark Hoffman verantwortlich. Für die Musik waren die Skandinavier von Quiet Please zuständig. Quiet Please produziert gemäss Webseite vorallem Pausenmusik, also Musik für die erholsamen Pausen im gestressten Alltag. Obwohl der Spot optisch und akustisch stimmig wirkt, musikalisch gesehen ist er ein kompletter Fehlgriff. Wer die Augen schliesst, hört Werbung für griechischen Feta, aber nicht für italienische Pasta.

Musik ist Teil der Botschaft

Das Musik ein wichtiger Teil der Botschaft ist, sollte klar sein. In diesem Fall ist es auch keine Diskussion ob die Musik mehr oder weniger passt. Die Antwort ist einfach: die Musik ist einfach falsch, schlecht gewählt. Ob der Grund dafür Unwissen, Sparmassnahmen, Terminstress oder was aneres ist, werden wir kaum je erfahren.

Wir hoffen einfach, dass Werbeauftrageber auch bei der Musikwahl besser darauf achten, was sie ihrer Marke antun. Am besten fragen sie jemanden der nicht nur Ahnung hat, sondern weiss was er tut. Es gibt Spezialisten für die Kuration von Musik. Ob die Musikredaktoren von Brand Audio, Brand Music oder Brandradio Unternehmungen kommen, ist im Prinzip egal. Wichtig ist, dass sie die Essenz der Marke und die Botschaft des Spots verstehen, damit sie die passende Musik auswählen können.

Aber auch hier gilt, Qualität hat seinen Preis. Das kann nicht irgendein unterbezahlter Praktikant in einer Werbeagentur leisten. Auch nicht wenn er in seiner Freizeit mit seinem Macbook und entsprechnder Software von der grossen Producer und DJ Karriere träumt. Die Auswahl der passenden Musik braucht jahrelange Know-how, Erfahrung und Passion. Ist nix für Anfänger.

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Über den Autor:

Sandro Prezzi

Sandro Prezzi

Experte für Media, Digitalisierung und Integrierte Kommunikation.

Seit 2007 kommentiert Sandro Prezzi Entwicklungen, Trends und News der Schweizer Werbewirtschaft. Seine Hauptthemen sind Media, Integrierte Kommunikation, Medien-Forschung, Digitalisierung und Online Marketing.

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Kontakt: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

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