Verleger sollten sich auf Leser statt Werbung konzentrieren
Die Digitalisierung ist nicht einfach. Und ja, das Internet hat eigene Spielregeln. Aber unternehmerische Grundsätze bleiben solche, auch Online. Wer seine besten Produkte verschenkt, um noch mehr Werbung ausliefern zu können, hat seinen Auftrag nicht verstanden und verliert damit seine Existenzberechtigung.
Die Digitalisierung ist nicht einfach. Und ja, das Internet hat eigene Spielregeln. Aber unternehmerische Grundsätze bleiben solche, auch Online. Wer seine besten Produkte verschenkt, um noch mehr Werbung ausliefern zu können, hat seinen Auftrag nicht verstanden und verliert damit seine Existenzberechtigung.
Liebe Verleger, es sind die Leser, welche eure Existenz sichern, nicht die Werbung. Die Werbung war bei Euch auch noch nie beliebt, sie war immer nur Mittel zum Zweck. Die Jagd nach der Online-Werbung hat aber ziemlich grosse Nebenwirkungen. Halbherzige Paywalls, Native Advertising, Virtual Reality, Facebook Live oder Video statt Text retten euch nicht.
Fatale Folgen der Jagd nach mehr Reichweite
Statt konsequent daran zu arbeiten für Journalismus auch Online anständig bezahlt zu werden, wird wertvoller Content kostenlos verschleudert. Zwar haben einige Medienhäuser längst Paywalls hochgefahren, um wenigstens dem Anschein nach für Ihre Leistung Geld zu verlangen. Dies gilt aber nur für die Homepage. Wenn die Nutzer via Social Web, also zum Beispiel Facebook "Instant Articles", akquiriert werden, dann ist die Nutzung kostenlos. Von Paywall keine Spur. Facebook hat zwar vor, hier bald Lösungen zu präsentieren. Erste Tests sind vor kurzem angekündigt worden. Wie und ab wann die Facebook Paywall Lösung eingesetzt werden kann, ist noch unklar. Bis dahin bleibt der Vektor Facebook kostenlos.
Kein Wunder also, hapert das Geschäft mit den Online-Abos. Auch die regulären Abonnenten werden immer weniger. Vielen Usern genügen die Artikel welche sie via Facebook Newsstream oder Twitter gratis erhalten. Wozu also noch ein kostenpflichtiges Jahresabo lösen?
Je grösser der Online «Erfolg» umso fragwürdiger die Zukunftsperspektive.
Online Boulvardisierung

In den letzten Jahren sind viele klassische Verleger ins Wettrennen um die höchste «Reichweite» Online eingestiegen und wetteifern mit der «Online Boulvardpresse» bzw. Clickbait Plattformen, wie zum Beispiel dem in dieser Disziplin erfolgreichen «LikeMag», um die Gunst der User. Der Zweck heiligt die Mittel. Es wird geliefert was gefällt oder aufregt und damit zu Interaktionen führt. «Besser» heisst übersetzt «MEHR» - also Quantität vor Qualität. Aufreger, Freaks und Katzenbilder dominieren plötzlich, da sie eben «sehr gut performen». Die Online Ausgaben sind voll von Artikeln und vor allem von Video-Clips aus der ganzen Welt, austauschbar und irrelevant – medialer Fastfood eben. Boulvardisierung der Medienlandschaft.

Leser mögen Clickbait nicht
Was die User bei den «Gratisplattformen» und NoNames noch tolerieren, gilt aber nicht für die etablierten Medienmarken. Die negativen und teilweise gehässigen Kommentare auf clickoptimierte Artikel häufen sich. Die Markenwerte erodieren schnell und dies hat Einfluss auf das Offline Geschäft. Abos werden nicht mehr erneuert, Leserzahlen sinken weiter.

Auch die Kostenersparnis durch die Newsrooms hat Einfluss auf die Wahrnehmung der Medienmarken. Wer im Newsroom keine klaren Abgrenzungen zwischen Bezahl- und Gratismedien macht, irritiert die Leser.

Native Advetsing für naive User?
Native Advertising hinterlässt, wenn diese Werbeform nicht klar als solche deklariert wird, äusserst negative Spuren in der Wahrnehmung. Auch wenn die User sehr wohl in der Lage sind, Werbung von Redaktion zu unterscheiden - eine Vermischung schwächt die Glaubwürdigkeit und somit die Medienmarke. Ist der Branche seit knapp 100 Jahren bekannt - nicht umsonst wurde die Kennzeichnung von "Reklame" eingeführt. Für Native Advertising wäre eine branchenweite einheitliche Kennzeichnung der nächste Schritt, nachdem der Presserat wie auch der iab sich einig über die Definition geworden sind.
Video statt Text ist auch keine Rettung
Auch Video ändert daran nichts. Im Gegenteil, die Performance des SocialWeb knickt unter den neuen Anforderungen der Video Postings massiv ein. Lange Preload-Wartezeiten verschlechtern die User-Experience und somit auch die Reichweiten. Zudem sind Texte wesentlich effizienter und schneller zu konsumieren wie Videos. Versuchen sie mal ein Video "querzulesen". Weiterscrollen ist die Kosequenz - zumal die Inhalte meist seicht und selten exklusiv sind.
Die Basis für Erfolg Online
Liebe Verleger, Amazon’s Erfolg beruht nicht darauf, seine Produkte kostenlos abzugeben. Zalando verschenkt keine Schuhe oder Kleider. Ganz im Gegenteil. Das Angebot wird auf die Marktsituation abgestimmt. Angebote und Preise strategisch geschickt angepasst. Genaue Analyse, smarte Auswertung und die Fähigkeit die wichtigen Erkenntnisse (Insights) daraus zu ziehen um die richtigen Entscheide zu treffen, das bedeutet Erfolg. Erfolg fängt auch bei Amazon IMMER mit einem soliden, glaubwürdigen und guten Produkt an.

Verleger mit Zukunft investieren in Journalismus
Wer morgen auch noch im Geschäft mit dem Journalismus sein will, investiert nunmal besser in Journalismus. Nur wenn das Produkt einzigartig ist, Artikel, Geschichten und Kommentare nur dort verfügbar sind, werden User bereit sein dafür zu bezahlen. Aber nur, wenn er die gleiche Leistung nicht über einen anderen Verbreitungsvektor gratis bekommt.
Erfolg mit neuen Angebots- und Preis-Strategien
Es gibt viele Preis- und Angebots-Strategien, welche Erfolg versprechen und grosse Zukunftspotentiale bieten. Diese sind aber individuell auszuarbeiten und aufeinander abzustimmen. Dies gehört zum Marktangebot von PEP Marketing Consulting. Diese hier kostenlos abzugeben, würde das PEP Geschäftsmodell ad absurdum führen. Als Consultant befolgen wir unsere Ratschläge auch selber.
Sorry – there is no free Lunch! Kontaktieren Sie uns info@pepconsulting. Wir unterstützen Sie gerne.

