Tageswoche lässt Vertrauen in WEMF Beglaubigung bröckeln

Posted in Mediabeobachter

Nachdem im letzten Jahr das TV-Panel zu reden und spekulieren gab, wird das 2014 vom Printmedien Auflagenbeglaubigungs-Skandal "Tageswoche" eröffnet. Steckt die Schweizer Medienforschung in einer Krise?

Der aktuelle Fall der Basler "Tageswoche", welche die Hälfte der ausgewiesenen Auflage an die Flughäfen Basel und Kloten gratis auflegte, dies aber mittels "Gegengeschäften" verschleierte und als "verkaufte Auflage" ausgewiesen hat, sorgt für ein weiteres Beben in der Schweizer Werbewirtschaft.

Tageswoche lässt Vertrauen in WEMF Beglaubigung bröckeln

Roland Ehrler, Geschäftsführer des Schweizer Werbeauftraggeber Verbandes SWA ist verständlicherweise nicht gerade erfreut über diese Neuigkeiten und fordert von der WEMF umgehend Aktivitäten, welche solche Missbräuche zukünftig verhindern. Dies ist verständlich, dienen doch die von der WEMF "beglaubigten Auflagezahlen" als Leistungsgarantie und Indiz für die Preis-/Leistung einer Zeitung. Im Marketing Lexikon findet man darum unter "Auflagenbeglaubigung" folgende Erklärung: "„Beglaubigt“ heisst, dass die Anzahl Exemplare eines Titels tatsächlich auch verkauft und abbonniert werden." Das dem nicht so ist, hat nun die Tageswoche eindrucksvoll bewiesen.

Doch dies ist nicht etwas eine neue Tendenz. Im Gegenteil: Verleger versuchen ihre Zahlen zu schönen, wo es geht - seit Jahren. Darum musste die WEMF ihre Richtlinien alleine in den letzten 10 Jahren mehrmals überarbeiten und verschärfen. Was früher noch mit WEMF eigenen "Kontrolleuren" welche die Verlagsbuchhaltungen einsahen durchgeführt wurde, ist später unter Zuhilfenahme von Treuhandgesellschaften vermeintlich "professionalisiert" worden. Geholfen hat es wohl nicht viel.

Es ist kaum anzunehmen, das die Tageswoche ein Einzelfall darstellt. Manche Verleger dürften im härtern wirtschaftlichen Umfeld zu "Optimierungen" gegriffen haben, um sinkende Leser- und Auflagezahlen zu kaschieren und ihre Werbeeinnahme-Schäfchen ans Trockene zu bringen.

Grundsätzlich braucht die Branche aber verlässliche Leistungsausweise. Werbekunden haben ein Recht darauf, zu erfahren, wofür sie zahlen sollen oder bezahlt haben. Die WEMF ist nun gefordert, den erneuten Vertrauensverlust in die "Auflagenbeglaubigung" wett zu machen und ihre Kontrollen und Reglemente anzupassen.

Share this!

Über den Autor:

Sandro Prezzi

Sandro Prezzi

Experte für Media, Digitalisierung und Integrierte Kommunikation.

Seit 2007 kommentiert Sandro Prezzi Entwicklungen, Trends und News der Schweizer Werbewirtschaft. Seine Hauptthemen sind Media, Integrierte Kommunikation, Medien-Forschung, Digitalisierung und Online Marketing.

mediabeobachter lgo2.fw

Kontakt: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

NICHTS VERPASSEN - CONNECT WITH US!

Newsletter

Möchten Sie über die Mediabeobachter News auf dem Laufenden gehalten werden?

captcha