SRG braucht neue Strategie gegen #noBillag
Die SRG kämpft ums Überleben. Zuerst ziemlich siegesbewusst, inzwischen aber mit allen Mitteln gegen die #noBillag. Die Stimmung im Volk wird trotzdem oder gerade deswegen immer schlechter. Es werden immer mehr #noBillag Befürworter. Es wäre nun Zeit für eine neue Strategie.

Eines kann man der #noBillag Initiative zugestehen: sie lässt niemanden kalt. Dies zeigt sich nicht nur durch die unzähligen Presseartikeln, sondern auch an den Kommentaren auf den Socialmedia Kanälen. Seit kurzem nun dürfen auch SRG Mitarbeitern aktiv um die Wählergunst buhlen, die Geschäftsleitung hat die Richtlinien extra gelockert, um noch mehr Mitstreiter an ihrer Seite zu haben.
SRG Strategie bewirkt Gegenteil
Leider bewirkt die aktuelle Strategie genau das Gegenteil dessen, was sie soll. Je mehr darauf hingewiesen wird, wie wichtig die SRG für das Land, die Demokratie und den Zusammenhalt ist, desto grösser wird die Kritik. Inzwischen werden apokalyptische Horror-Szenarien in Aussicht gestellt, was alles passieren könnte. Der Druck wächst. Auf Druck reagieren mündige Bürger aber schlecht.
Statt nun lange nach den Schuldigen zu suchen (haben wir ja schon öfters gemacht), schauen wir mal nach vorn. Es braucht eine komplett neue Strategie, wenn am 4. März ein NEIN herauskommen soll. Und es braucht auch Mut.
Status Quo Aufklärungskampagne: die SRG versucht den Wählern zu erklären, was sie genau tut, warum sie es besser macht als andere und warum das alles so wichtig ist. Schön und gut, interessiert aber niemanden und ändert nichts.
Drama Baby!
Nun sind wir in der populistischen Phase. Jetzt wird auf Emotionen und Drama gesetzt! Die SRG stirbt! Keine Tagesschau, kein Echo der Zeit, kein was auch immer mehr. Botschaft: Ja zur #noBillag = SRG Schliessung. 6000 Mitarbeiter arbeitslos. Auch diese Strategie wirkt nicht wie geplant. Inzwischen sind die SRG Mitarbeiter extrem verunsichert und dies schadet dem Arbeitsklima. Draussen wird nun diskutiert, was genau passieren würde oder eben nicht, etc. SRG light, Werbung soll retten, etc. Alles Vermutungen, hilft auch nicht.
"Gäbe es die Tagesschau noch?"... fragt #20Min heute morgen: Die Antwort: NEIN #SRG #Verein #Liquidation #Obligationenrecht #neinzunobillag pic.twitter.com/12qNc9IbAY
— Peter Schibli (@peter_schibli) October 31, 2017
Liebe SRG-Mitarbeiter, mit eurem Verhalten bzgl. #NoBillag macht Ihr euch keinen gefallen. Wir sagen Danke! #JazuNoBillag pic.twitter.com/a4haNykO9H
— Alain Schwald (@AlainS1991) October 25, 2017
Strategie "Vision statt Frustration"
Eine Zukunftsvision mit erstrebenswerten Zielen zeichnen, ist die bessere Strategie, davon bin ich überzeugt. Die Wähler brauchen gute Gründe NEIN zu sagen und um der Verlockung ihr Januar Budget um mehrere hundert Franken zu entlasten, zu widerstehen. Das wird aber nur passieren, wenn Aussicht auf grundsätzliche Veränderungen im Service Public besteht. Denn eines ist inzwischen allen klar geworden – die Schweiz ist unzufrieden mit dem Status Quo. Zuviel, zu gross, zu undefiniert ist die SRG in den letzten 20 Jahren gewachsen. Trotz, oder gerade wegen den vielen Aktivitäten in TV, Radio, Online, Apps, Events und der Socialmedia ist der SRG Service Public nicht mehr zeitgemäss.
Die Wähler können mit Visionen der Zukunft der Schweizer Medienlandschaft überzeugt werden. Wie nutzen wir in naher Zukunft Medienplattformen und wer steuert diese? Welche Inhalte werden wie finanziert? Wer spielt alles mit? Welche Inhalte sind für die Demokratie und das Land wichtig, können aber nicht kommerziell finanziert werden? Was sind die Vorteile für die Nutzer? Dann kann auch die Gretchenfrage gestellt werden: Diese Vision wird nicht oder nur schwer zu erreichen sein, wenn dem Staat die finanzielle Unterstützung der Medien in der Verfassung untersagt wird. Denn Innovation ist kostenintensiv und entwickelt sich nur zum Wohle aller, wenn alle mitfinanzieren. Wer zahlt befiehlt – oder demokratischer, wer zahlt gestaltet mit.
Es wäre wohl nicht falsch wenn die SRG aktiv Szenarien öffentlich zur Diskussion stellen würde, wie sie sich die Kooperation mit anderen Content Lieferanten (z.B. Medienhäuser) auf einer gemeinsam zu entwicklenden Medienplattform vorstellen kann. Kann die SRG sich selber fokussieren? Hat sie Vorschläge zum Ab- und Umbau, die über die Einsparung von X% an Personalkosten hinausgehen? Ich hoffe die SRG ist nun bereit zuzuhören und vor allem, sich zu öffnen. Die Zeit drängt. Wir sind mal gespannt und für jede weiterführende Diskussion bereit.