SRG Ausstieg aus Admeira - Ende eines unglücklichen Flirts
SRG steigt aus der Vermarktungsagentur Admeira aus und verkauft ihre Anteile an die beiden Teilhaber Swisscom und Ringier AG. Die exklusive Vermarktung der SRG Werbeangebote bleibt aber bei Admeira. Was auf den ersten Blick positiv tönt, hat aber auch Schattenseiten.

Die SRG will sich damit also aus der Verantwortung als Aktionär zurückziehen, wie Mediensprecher Daniel Steiner gegenüber 20 Minuten erklärte. Damit verzichtet die SRG aber auch auf ihren Anteil am Vermarktungsgewinn ihres Werbeinventars und auf die Einsicht in die Vermarktung.
SRG entgegen dem Vermarktungstrend
Damit beschreitet die SRG den entgegengesetzten Weg, welcher die grossen Medienhäuser in den letzten 5 bis 10 Jahren beschritten haben. Diese haben sich zum Beispiel von der Vermarktungsorganisation der Publicitas getrennt und ihre eigenen Abteilungen und damit Kompetenzen aufgebaut. Dass sich die SRG nun weiterhin exklusiv auf die Vermarktung der Admeira verlassen will, irritiert.
Admeira Bilanz: Gestiegene Kosten und weniger Umsatz
Das bisherige Fazit zur Admeira sieht für die SRG sehr ernüchternd aus: der Umsatz ist seit dem Admeira Start gesunken, die Vermarktungs-Kosten im Gegenzug stark gestiegen. Diesbezüglich war das Joint Venture bisher eine Enttäuschung. Aber auch Marktpartner beschweren sich, dass sich gegenüber früher nichts verbessert hat. Von den versprochenen neuen Angeboten und Möglichkeiten ist bisher nichts realisiert worden.
Separation statt Teamgeist
Wie Admeira Mitarbeiter und Personen welche täglich mit Admeira zu tun haben melden, haben sich innerhalb der Admeira die ehemaligen Publisuisse/SRG Mitarbeiter wieder in einer Ecke des Stockwerkes zu einem Team im Team zusammengeschlossen. Dies würde eine allfällige Reintegration in die SRG vereinfachen.
Publisuisse 2.0?
Es wäre für die SRG sinnvoll, komplett aus dem Projekt Admeira auszusteigen und die Vermarktung ihrer Werbeblöcke und Sponsorings wieder selber in die Hand zu nehmen. Dass dies durch eine ungewöhnlich lange Vertragslaufzeit erschwert wird, ist unschön. Die Basis für die Vertragsschliessung scheint gemäss Rechtsexperten auf ziemlich wackligen Beinen zu stehen. Der Verband Schweizer Medien verlangt eine Ueberprüfung. Störend sei, dass die Verträge im Umfeld der unsicheren Rechtslage und während Einsprüchen beim Bund und dem Verwaltungsgericht geschlossen wurden. Der VSM verlangt eine Prüfung durch die Weko und das Bakom.
SRG Flirt mit Ringier ist vorbei
Die Idee vom gemeinsamen Kampf gegen die bösen ausländischen Mächte Google und Facebook war von Anfang an eine Fehlkonzeption – bzw. aus Mediabeobachter-Sicht einfach nur eine nette Marketing-Story. Dass ein Joint Venture von staatsnahen Unternehmen wie Swisscom oder SRG mit einem rein kommerziellen Unternehmen wie die Ringier AG (welche sogar mit dem deutschen Axel Springer Konzern das Medienhaus Ringier Axel Springer Media AG, Zürich gegründet hat) problematisch ist, war von Anfang an klar. Doris Leuthard muss sich nun wohl oder übel eingestehen, dass dies ein politischer Fehler war. Nun heisst es, Konsequenzen ziehen und die Erfahrung in zukunftsgerichtete Taten umsetzen.
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