Algorithmen schaffen Empathie-Lücken

Algorithmen interessieren sich nicht für Empathie. Ganz im Gegenteil - sie lassen unsere Empathie verkümmern. Die Online-Strategien der Medienhäuser sind massgeblich daran beteiligt. Dabei geraten sie selber immer mehr in Schieflage:

Algorithmen schaffen Empathie-Lücken

In letzter Zeit diskutiere ich immer öfter über Algorithmen, deren Einfluss auf unsere Wahrnehmung, das Marketing, die Werbung und die Medien. Die Publisher wetteifern, wer am meisten Traffic und «Interaktion» generieren kann, statt sich über die journalistische Qualität Gedanken zu machen. Dabei geraten Verlage welche sich gleichzeitig noch über bezahlte Abo finanzieren mächtig in Schieflage. Der Rest der Medien und Online-Plattformen verbreitet immer mehr davon, was grad geklickt wird, immer auf der Jagd nach noch mehr Views, egal von wem, wie und mit welchen Mitteln – Hauptsache Inventar für die DSP des Programmatic Advertisings. Manche nutzen dazu auch unlautere Mittel und kaufen sich Traffic auf Botfarmen ein (siehe Thema Fraud und Klickbetrug)

Blick fürs Wesentliche verloren

Bei dieser Jagd nach Traffic geht schonmal der Blick fürs Wesentliche verloren. Die einen glorifizieren, die anderen verteufeln den Algorithmus. Dabei vergessen die Meisten, was ein Algorithmus wirklich ist – ein Programmablauf, eine Reihe von Gleichungen und wenn-dann Anweisungen. Der Algorithmus ist nur so gut wie sein Erfinder. Hier ein paar interessante Gedanken dazu aus dem Netz:

Algorithmen interessieren sich nicht für Empathie.

  • Algorithmen kümmern sich nicht darum, Dir eine andere politische Perspektive zu geben. Wenn du nationalistisch denkst, bekommst du nur nationalistische Nachrichten.
  • Algorithmen interessieren sich nicht für unterschiedliche soziale Werte. Wenn du gegen Sozialwerke bist, bekommst du Inhalte derer die gegen Sozialinstitutionen kämpfen.
  • Algorithmen interessieren sich nicht für die Entdeckung neuer Modetrends. Wenn du einen Hipster Stil hast, bekommst du nur Empfehlungen für Hipster Kleidung.
  • Algorithmen interessieren sich nicht für die Lehre unterschiedlicher Religionen. Wenn du katholisch bist, bekommst du nur katholische Ansichten oder solche gegen andere Religionen als Deine eigene.
  • Algorithmen interessieren sich nicht für die Erforschung neuer Kulturen. Wenn Du nur Nachrichten aus Deinem Land liest, erhältst Du nur lokale Nachrichten.
  • Algorithmen kümmern sich nur darum mehr Clicks zu produzieren, damit Du länger auf den Plattformen verweilst und mehr kaufst oder mehr bezahlte Werbung und gekaufte Artikel konsumierst.

Algorithmen schaffen eine Empathie-Lücke. Wir können die Welt nicht mehr durch die Augen derer sehen, welche sich von uns unterscheiden.

In der heutigen Welt brauchen wir aber mehr denn je Einfühlungsvermögen, um im Berufsumfeld und als Mensch zu wachsen. Empathie kommuniziert Respekt. Empathie bildet Beziehungen. Empathie ist die Grundlage des Wissens. Ohne Einfühlungsvermögen können wir uns in diesem Zeitalter der Beschleunigung nicht erfolgreich entwickeln.

Lasst uns den Algorithmen entgehen.

Lass uns etwas Neues ausprobieren.

Es liegt an Dir dies für Dich zu ändern.

Online Ecosystem Wechsel

Solange das Online Ecosystem auf Werbung und Marketing Einnahmen beruht, solange werden die User dazu verführt mehr zu konsumieren als sie wollen. Solange wir keine «free sharing economy» und Grundeinkommen für alle etablieren, brauchen wir alternative Wege, die Publisher für ihre Arbeit zu entschädigen.

Neue Ansätze

bravehp

Es gibt interessante neue Ansätze das Online-Ecosystem nachhaltig zu verändern. Brave.com ist eines der Projekte die wir beobachten und testen. Brave ist ein Browser der die Online-Identität der User konsequent schützt und auch die ungeliebten Ads blockt. Das neue Geschäftsmodell: die User definieren ihr Medienbudget selber und Brave verteilt aufgrund des individuellen Userverhaltens dieses Geld an die Medien – anonym. Einbezahlt wird mit Bitcoins, Paypal, Kreditkarte. Nun müssen journalistische Aufwände nicht mehr über den Umweg Werbung finanziert werden, sondern können direkt durch die User bezahlt werden, der dafür eine unterbrecherfreie Mediennutzung erhält. Aber ohne Abozwang.

bravepay


Es liegt auch an den Medien neue Abo-Modelle zu entwicklen. Ein Abo für alles ist weder zeitgemäss noch zielführend. Dazu im nächsten Artikel zur "Digitale Transformation der Medien" mehr.

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