Gebührenfinanzierte eierlegende VermarktungsWollMilchSau?
SRG, Swisscom und Ringier legen ihre Werbevermarktung zusammen. Dass dies nicht alle freut ist klar. Aber wieso soll ein gebührenfinanziertes Programm zusammen mit einem Privat-Medienunternehmen vermarktet werden?

Das Konzept ist schnell erklärt: SRG TV Werbeblöcke + Ringier Inserate und Online-Inventar + Swisscom Internetnutzungsdaten, Werbeplatz und Swisscom TV = neuer Marktführer mit knapp 600 Mio Umatz. Dass die Grossen nicht die beliebtesten sind, war wohl auch den Architekten dieses "Vermarktungs-Riesen" klar. Darum wohl auch die Kommunikations-Idee: wir tun etwas gegen den Abfluss von Werbegeldern zu Google, Facebook, Netflix. Meine lieben Damen und Herren - das ist wohl nicht ihr ernst? Auch wenn Google seine Umsätze nicht publiziert, aus verlässlichen Quellen kennt der Markt die ungefähre Grössenordnung. Google hat am Schweizer Werbemarkt einen Marktanteil von maximal 3% Brutto (ca. 30% der Online-Werbeausgaben welche insgesamt 10% des CH Werbemarktes ausmachen – Quelle MediaFocus). Das ist also nun der böse Feind, den es zu bekämpfen gilt? Oder ist das Ziel nicht viel eher die Goldbach Group, welche mit einem Marktanteil von über 10% (464 Mio Umsatz Netto im 2014) doch deutlich bedeutender (und im TV Markt richtig stark) im Schweizer Markt agiert?
Ist die Vermischung von staatlich/öffentlich/privat überhaupt legal?
Die Weko wird ihr Urteil darüber fällen müssen. Der Entscheid wird kaum leicht fallen. Das Zusammenlegen von staatsnahem Unternehmen, öffentlichem Radio und Fernsehen mit einem privaten Medienunternehmen ist weder politisch noch gesellschaftlich unbedenklich. Die RTVG Abstimmung ist noch in frischer Erinnerung, die Service Public Diskussion noch nicht mal in Fahrt gekommen, schon kommt die nächste Ueberraschung. Wieso soll eine private Vermarktungsgesellschaft die Früchte des gebührenfinanzierten Fernsehens vermarkten dürfen und dabei den Rahm abschöpfen? Wie wird der Erlös verteilt? Wie kann man das kontrollieren und welchen Einfluss hat dies auf den Finanzierungsbedarf der SRG und die Höhe der Billag Gebühren? Ist es im Sinne des Marktes und der freien wirtschaftlichen Weiterentwicklung, wenn ein neuer staatsunterstützter privater Vermarkter geschaffen wird? Mit über 600 Mio Umsatz wird diese Organisation grossen Einfluss auf den Markt, die Angebote und Preise haben.
Kaum im Interesse der Werbeauftraggeber
Die Werbeauftraggeber, welche ja Ziel der Vermarktung sein werden und somit auch die Rechnung zu bezahlen haben, müssen sich überlegen, ob dies in ihrem Sinne ist. Gemäss der Aussagen des zukünftigen CEO der neuen Gesellschaft, Martin Schneider (heute Direktor der Publisuisse) will er neue Angebote entwickeln, welche die Werbung mittels Datennutzung (Internet Nutzungsdaten der Swisscom und Ringier) die individuelle Aussteuerung der Werbung in den SRF Werbeblöcken in digitalen TV Netzen (Swisscom TV) ermöglichen. Das dies mehr und nicht weniger kosten wird liegt auf der Hand. Für den Werbeauftraggeber heisst das aber übersetzt: mehr bezahlen für die gleiche (oder weniger) Leistung. Schliesslich werden durch die neuen Massnahmen der Aussteuerung ja nicht mehr Leute TV schauen, aber die Erlöse daraus sollen steigen.