Das Wettrennen um die Publicitas Ausstände
Seitdem die Tamedia die Auflösung ihrer Geschäftsbeziehungen zur Publicitas verkündet hat, ist das Wettrennen um die ausstehenden Publicitas Verpflichtungen gestartet. Inzwischen sind Ringier Axel Springer Schweiz mit Admeira und die NZZ ins Rennen eingestiegen. Auf der Strecke werden viele kleine Verleger bleiben, welche mit den Grossen nicht mithalten können.

Seit Jahren ist in der Branche klar, dass die Publicitas Probleme mit dem Cashflow hat und kurz vor einem Kollaps steht. Die offenen Rechnungen von kleinen Verlegern wurde über Monate hinweg nicht bezahlt, die der grossen Verlage regelmässig viel zu spät.
Forderungen höher als Liquidität
Für Branchenfremde sei hier noch erwähnt, dass die Publicitas die Werbebuchungen ihrer Kunden bei den Verlagen zwar auf deren Namen vornahmen, den Kunden aber die Leistungen selber in Rechnung stellte und erst nach Bezahlung den Verlegern oder Publishern ausbezahlte. Warum auch immer (darüber kursieren unterschiedliche Geschichten), die Publicitas ist in eine Spirale des chronischen Geldmangels geraten. Die fälligen Forderungen der Verlage seien schon lange höher als die Liquidität gewesen, haben ehemalige Mitarbeiter bestätigt. Die Publicitas hat sozusagen von der Hand ins Maul gelebt und sich die Gläubiger mit vielen Versprechungen vom Hals gehalten.
Das Rennen ist eröffnet
Nun ist der Tamedia der Geduldsfaden gerissen und sie hat damit eine Lawine ausgelöst. Kurz nach der Tamedia wurde auch Ringier Axel Springer Schweiz bzw. Admeira klar, in diesem Rennen kriegt nur der Schnellste (und Lauteste) seine offenen Rechnungen bezahlt. Die NZZ hat inzwischen auch noch nachgezogen.
Heikler Aufruf der Verleger nach Direktzahlung
Die Verlage rufen die Werbeauftraggeber dazu auf, die offenen Rechnungen statt an Publicitas, direkt an sie zu zahlen. Dies ist rechtlich heikel, da Publicitas für die Kundenaufträge das Delkredere trägt. Es ist zu erwarten, dass die verunsicherten Kunden vorerst alle Zahlungen an Publicitas einstellen werden, bis die Lage geklärt ist. Damit wird sich die Schieflage der Publicitas aber noch weiter verschlechtern und ein Kentern ist noch wahrscheinlicher.
Kleine Verleger leiden am stärksten
Von einer Insolvenz der Publicitas wären die kleinen Verlage und Publisher am stärksten betroffen. Für sie wird die Luft teilweise sehr dünn. Zudem werden auch kleinere Werbeauftraggeber, welche sich statt von Werbe- und Mediaagenturen von der Publicitas beraten liessen, auf einen Schlag ohne Support da stehen. Die grossen Mediaagenturen haben sich in den letzten 10 Jahren längst mit eigenen Tools und Datenbanken versorgt, bzw. mit der Wemf alternative Lösungen organisiert. Sie sind längst nicht mehr auf die Services der Publicitas angewiesen, auch wenn einige immer noch gerne die umständliche Anzeigendisposition der «P» überlassen haben.
Werbeauftraggeber aufgepasst!
Da die Publicitas das Delkredere für die von ihr vermittelten Werbeaufträge vertraglich übernimmt, dürften die Auftraggeber aller Voraussicht nach, nicht damit rechnen müssen, zweimal zur Kasse gebeten zu werden, ausser sie bezahlen die Verlage direkt ohne das Einverständnis der Publicitas. Dann wäre die Publicitas wohl berechtigt, auf der Bezahlung ihrer Rechnungen zu bestehen. Also am besten mit beiden Kontakt aufnehmen und Lösungen besprechen, bevor Geld an den Falschen fliesst.