Adieu Publicitas

Posted in Mediabeobachter

Tja... adieu P - du warst mal der Stolz der Firma und mit CHF 2 Mia Umsatz auch richtig bedeutend. Nun wirst du für einen "niedrigen Millionenbetrag" nach Deutschland verkauft...

Adieu Publicitas

Schade - Dein Management glaubt nicht mehr ans Anzeigengeschäft - statt "Marktveränderung" könnte man es auch "Management Versagen" nennen...immerhin fliessen in der Schweiz immernoch fast 45% aller Werbeausgaben in Print (über 2 Milliarden Franken im 2013).

Liebe P, als Dienstleister hast du wohl versagt, sonst würde man dich kaum so behandeln. Deine Nische ist keine mehr, aus Sicht deines Managments. Mit dem Digitalgeschäft (grad 3.8% des Werbemarktes CH) scheint die PoubliGroup in neue Abenteuer zu segeln... na dann viel Erfolg (meine Aktien!).

 

Quelle: Kleinreport

Nachtrag:

Im NZZ Artikel lässt sich PubliGroup folgendermassen zitieren:

"Die PubliGroupe will sich in Zukunft auf das digitale Geschäft konzentrieren. Nach Abschluss des Verkaufs werde die PubliGroupe 80% des Umsatzes mit digitalen Produkten und Dienstleistungen erzielen, schreibt das Waadtländer Unternehmen. Konzernchef Arndt Groth bezeichnet den Verkauf der vor 124 Jahren gegründeten Publicitas als konsequente Fortschreibung der Digitalisierungsstrategie. Das Werbeunternehmen wolle im Digitalgeschäft auch mit Übernahmen wachsen. «Wir wollen Marktanteile gewinnen, selektiv Akquisitionen tätigen und auch organisch wachsen», sagte Groth am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Der anhaltende Umbruch der Medienbranche biete Chancen."

Keine Ueberraschung

Mal ganz ehrlich: überrascht uns dies? Seit Jahren sucht die PubliGroup eine neue Positionierung im Printmarkt. Das strategische Durcheinandern mit Publicitas, Publimedia, etc. verwirrte mehr als es half Klarheit zu schaffen. Mal wollte man "Allmedia" anbieten, mal wieder Partner der Agenturen und Grosskunden sein, mal Partner und Vermarkter der Printmedien. Wer alles will und nichts wirklich tut, stirbt. Dabei hätte alles anders kommen können. Schon in den frühen 90igern hat die Publicitas-GL Ideen und Projekte im Bereich Internet sich angeschaut. Aber eben nur angeschaut. Alle mutigen Vorschläge (und es gab viele, von mutigen, visionären und smarten Fachleuten wie z.B. Urs Wolfensberger um hier nur einen zu nennen) wurden aber nach kurzer Zeit wieder beiseite gelegt. Irgendwie mangelte es der P wohl an der Durchsetzungskraft und dem Reformwillen. (Anmerkung: Autor war mitte Neunziger selber in einer Konzern-Arbeitsgruppe zum Thema Online - damals waren Urs Wolfensberger, Daniel Nadelhofer, Rainer Sauser und falls ich mich nicht täusche auch Reto Pensa teil des Teams).

Weder Fisch noch Vogel und schon gar keine Eierlegendewollmilchsau

Gleiches gilt auch für die klare Marktpositionierung. Man kann nicht gleichzeitig Vermarkter und neutraler Vermittler, Partner der Verlage und Dienstleister für Grosskunden und Mediaagenturen sein. Nicht ohne klar Stellung zu beziehen. Schade. Die P hat als Institution über hundert Jahre lang einen hervorragenden Job gemacht.. und unter anderem tausende von Fachkräften ausgebildet, welche noch heute das Rückgrat der Schweizer Kommunikationsbranche bilden (viele in Führungspositionen bei erfolgreichen Unternehmen wie Goldbach, Werbe- und Mediaagenturen, etc.).

Die Firma welche die P nun gekauft hat, kennt weder den Markt noch die Branche. Na bravo! Nochmals die NZZ:

ras. Das deutsche Unternehmen Aurelius, das die Publicitas von der PubliGroupe übernimmt, bezeichnet es als sein Kerngeschäft, Unternehmen in Umbruchsituationen wieder auf eine nachhaltig profitable Basis zu stellen. Die Publicitas verfüge in der Schweiz aber auch international über eine sehr gute Marktstellung und eine starke Marke. Auf dieser Basis wolle Aurelius die eingeschlagene Transformation zu einem medienübergreifenden Dienstleister weiter forcieren. «Wir sind überzeugt davon, dass die Marke Publicitas in wenigen Jahren auch ausserhalb des angestammten Printbereichs eine ähnlich starke Marktstellung erreichen kann», erklärte eine Aurelius-Sprecherin. Bisher sei Aurelius noch nicht in diesem Bereich tätig.

Wir werden sehen!

Update - Quoten aus dem Netz und persönlichen Socialmedia Umfeld zum Thema:

"So wird also aus einem Flaggschiff ein Geisterschiff. Schade um die alte Lady."

"Schrecken ohne Ende...hat doch sein Ende gefunden! Was in den letzten 25 Jahren verbrochen wurde, die stete Demontage eines wirklich guten Geschaeftprinzips ist Realitaet...und kein verspaeteter April Scherz! "

"ich glaub, mir sind nöd nöd die einzige wo froh sind, dass mir wieterzoge sind... schad, stimmt, mal lässigi firma gsi, nu leider scho seeeeeeeehr lang her... "

"Ähh.... mehr fällt mir gerade nicht dazu ein."

"So kann man sich natürlich auch aus der Misere "retten"? Schade schade...."

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Über den Autor:

Sandro Prezzi

Sandro Prezzi

Experte für Media, Digitalisierung und Integrierte Kommunikation.

Seit 2007 kommentiert Sandro Prezzi Entwicklungen, Trends und News der Schweizer Werbewirtschaft. Seine Hauptthemen sind Media, Integrierte Kommunikation, Medien-Forschung, Digitalisierung und Online Marketing.

mediabeobachter lgo2.fw

Kontakt: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

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